WAK.MB-Debatte.7-08-GH
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Beitrag aus dem Mitteilungsblatt 7+8-2008 des Stadtverbands der Linkspartei
Leserbrief
„[...] daß die Arbeit dem Arbeiter äußerlich ist, d.h. nicht zu seinem Wesen gehört, daß er sich daher in seiner Arbeit nicht bejaht, sondern verneint, nicht wohl, sondern unglücklich fühlt, keine freie physische und geistige Energie entwickelt, sondern seine Physis abkasteit und seinen Geist ruiniert. Der Arbeiter fühlt sich daher erst außer der Arbeit bei sich und in der Arbeit außer sich. Zu Hause ist er, wenn er nicht arbeitet, und wenn er arbeitet, ist er nicht zu Haus. Seine Arbeit ist daher nicht freiwillig, sondern gezwungen, Zwangsarbeit. Sie ist daher nicht die Befriedigung eines Bedürfnisses, sondern sie ist nur ein Mittel, um Bedürfnisse außer ihr zu befriedigen. Ihre Fremdheit tritt darin rein hervor, daß, sobald kein physischer oder sonstiger Zwang existiert, die Arbeit als eine Pest geflohen wird.“ - Karl Marx in den ökonomisch-philosophischen Manuskripten. „Menschen werden aufs Abstellgleis gestellt, als stille Arbeitskraftreserve auf niedrigem Niveau verwaltet - ohne Aussicht in die Verwertungsmühle zurückkehren zu dürfen. Und auch die, die aktive geund verbraucht werden, müssen sich mit immer schlechteren Konditionen abfinden. Dies ist das sogenannte Prekariat.“
So lautet ein Fazit der Linksjugend [‘solid] in Sachsen, als Feststellung des Status Quo. Unser Wunsch, wie dieser aussehen möge ist freilich ganz anders gestaltet. Wir warten auch auf kein übermenschliches Wesen, wer tut das schon. Vielmehr erfolgt immer wieder der Hinweis, dass der wohlbekannte, eingebrannte Arbeitsbegriff uns keinen Gefallen mehr tut. So er es jemals tat. In Folge einer schon lange andauernden Umwälzung der Voraussetzungen der Produktion, wird nicht zuletzt immer mehr Arbeitskraft überflüssig und harrt letztendlich beim „Amt“ seiner Verwaltung. Aufstockende ALG II Maßnahmen trotz Arbeit - trotz nicht vorhandener Arbeit erfinden wir „Arbeit“, um ein Lebensmaß- und Mittelpunkt voraus- und festzusetzen.
Unerträgliche Zahlenspielereien und Statistikanpassungen finden immer wieder statt, beim Ruf nach Vollbeschäftigung wird ins selbe Horn gestoßen und das sogenannte Prekariat schaut hoffend dabei zu? Das kann es nicht sein und verlangt seit längerer Zeit nach unverbrauchten Debatten, verlangt nach Hinterfragung, wo es im Kapitalismus für die „Überflüssigen“ hingehen soll? Nicht mehr, aber gerade nicht weniger hat Juliane Nagel in ihrem Beitrag gefragt. Für uns ist die Frage ein tragendes Element linker Perspektive auf Arbeit, auf Befreiung vom Zwang und Vision einer emanzipatorischen Gesellschaft.
Gregor Henker