NKM.AK.Standpunkt.2015Dez

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Leipzig / Naturkundemuseum

Standpunkt des Arbeitskreises Naturkundemuseum vom Dezember 2015

Naturkundemuseum – zum Letzten?

Vor fünf Jahren wollte die Stadt das Naturkundemuseum schliessen. Dieser Versuch ist nach dem Widerstand der Bürger gescheitert.

In den vergangenen Jahren hat man drei Dinge getan:
1. Einen Masterplan und Folgegutachten in Auftrag gegeben, der fachlich und inhaltlich hohe Qualität aufweist und als Leitfaden für die Zukunft geeignet wäre.
2. Die Mitwirkung der Fachleute beseitigt, indem Herr Faber den Beirat des Naturkundemuseums aufgelöst hat.
3. Mit der „Bürgerbeteiligung“ zum Bowlingcentrum versucht, die Bürger über den Tisch zu ziehen. Zum Glück hat ein weiteres Gutachten das mit nachvollziehbaren Ergebnissen verhindert.

Nun ist mit der Halle 7 der Baumwollspinnerei der neueste Clou aufgelegt worden. Eine „preiswerte“ Bauvariante, die sicher für Magazine und Arbeitsbereiche gut sein kann, für die Hauptbereiche eines Naturkundemuseums aber als „Billigstvariante“ höchst ungeeignet sein würde. Abgesehen von dem Wissen, dass die Preise am Bau meist deutlich höher liegen als man glauben möchte, rechnen die „Verantwortlichen“ wahrscheinlich noch damit, dass das Naturkundemuseum irgendwie vielleicht doch an Austrocknung zugrunde geht.

Der „Arbeitskreis Naturkundemuseum“ hat sich im Rahmen des Bürgerforums Leipzig gegründet, um zusammen mit Fachleuten und Museumsmitarbeitern ein Podium für die Bürger zum Thema eines modernen und vor allem zukunftsfähigen Museums zu errichten. Es wurden inhaltliche Lösungsansätze auch mit Konsultationen zum Team des Masterplanes gesucht. Eigene Ergebnisse wurden zu den künftigen Nutzergruppen ermittelt, die vorwiegend aus Kindern (Kindergärten, Schulen, Interessengruppen), Familien und Themengruppen bestehen und nicht nur aus der Stadt Leipzig, sondern auch aus der Region kommen müssen. Das bedeutet, dass wegen der Zeitstruktur und der Erreichbarkeit zwingend eine Lage und Verkehrsnähe des Museums in der Innenstadt erforderlich ist. Lage und Anbindung können also nicht nur an den Quadratmetern bemessen werden. Alle Standorte in der Peripherie scheiden demnach aus!

Falsch ist es, wenn man glaubt, dass man mit einer reinen Gebäudediskussion eine Museumsstruktur initiieren kann. Die Anforderungen einer zukünftigen Leipziger Kultur- und Forschungslandschaft mit einer Einbindung in das Thema Neuseenland sind hoch, erfordern Kooperation, Vernetzungen und Synergieeffekte und sind unabdingbar für eine mögliche Vermarktung der Region. Förderungsmöglichkeiten bestehen nur für „Leuchttürme“!

Der zukünftige Museumsdirektor – es ist ein unverzeihlicher Fehler, dass er noch nicht vorhanden ist – wird kein „Wunderheiler“ sein. Es braucht eine klare inhaltliche Strategie und Willensbildung von Verwaltung und Stadtrat über die schwierige Aufgabe, der er sich stellen möchte. Derzeit sind diese Dinge nicht erkennbar!

Ein anerkanntes Museum braucht heute Alleinstellungsmerkmale, die aus dem Fundus und der fachlichen Umsetzung der Leitung und der Mitarbeiter erwachsen. In Leipzig scheint man das bisher nicht erkannt zu haben. Das Thema „Transformation einer Region“ verbunden mit einem Kompetenzzentrum zum Naturwissen könnte so etwas sein. Dazu fehlt mindestens aber auch das geologische Fachwissen einschliesslich eines Geologen, der dies organisieren und betreiben könnte.

Die vollmundigen Versprechungen über eine ÖPNV-Verbindung zum Spinnereigelände können nur verwundern. Wenn man das System ÖPNV kennt, wonach dort die Bestellung und auch die Finanzierung einer Leistung jeweils durch den Auftraggeber zu erfolgen hat, ist die Machbarkeit einer solchen Massnahme wohl zu hinterfragen.

Das Naturkundemuseum ist in Leipzig schon seit langen Jahren ein offensichtlich ungewolltes und unbewältigtes Thema. Es gibt aber durchaus Beispielstädte, in denen sehr passable Ergebnisse auf die Beine gestellt worden sind. Chemnitz und Erfurt haben bewiesen, dass so etwas geht. Vielleicht sollte man sich dort mal qualifizieren!

Bei allen im Quartalstakt geänderten Vorschlägen der Verwaltung geht es doch nur um das Erreichen eines Blanko-Votums ohne jegliche Inhalte und ohne Nachfragen. Mit geringstem Informationsinhalt wird der Stadtrat an der Nase herumgeführt. Den Masterplan scheint die Verwaltung bisher nicht verstanden zu haben. Nach all der misslichen Situation kann eigentlich nur festgestellt werden, dass ein strategisches Mindestmass notwendig wäre, aber nicht vorhanden ist.

Zur reinen Standortdiskussion stellt der Arbeitskreis Naturkundemuseum fest, dass der Standort Lortzingstrasse aus dem gegenwärtigen Angebot die einzige sinnvolle Lösung ist und dass ein Anbau an dieser Stelle im Sinne des Gesamtinhaltes gefordert werden muss!

W. Rensch
21.12.2015