HGG.Kommunismusthesen

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HGG.Kommentare

Kommunismus ohne Kommunisten. Kommunistische Aspekte in der digitalen Gesellschaft

In diesem Sinne gibt es keine kommunistische Praxis, denn sie wäre immer einseitig. Und Behrends’ Thesen wären um eine These 0 zu ergänzen: Kommunismus ist nur ohne Kommunisten möglich. Aus http://wadk.de/2011/notizen-zu-thesen-uber-kommunismus-von-roger-behrens/#comment-304

Es ist kein Zufall, dass gerade auch der Kommunismusbegriff in einer linken programmatischen Debatte wieder eine Rolle spielt, gibt es doch in den Diskussionen um die Wandlungsprozesse hin zu einer digitalen Gesellschaft, besonders im Kontext Freier Software, Open Access und der Commons-Debatte immer wieder sehr deutliche Bezüge auf dieses Gedankengut. In den rückwärtsgewandten Kommunismusdebatten in der Linkspartei spielen diese Ansätze allerdings genauso wenig eine Rolle wie in den Reaktionen antikommunistischer Diskurse darauf.

Es ist deshalb spannend, sich in den Diskussionen "Den Wandel gestalten. Wege ins 21. Jahrhundert" auch dieser Quellen zu versichern und sie mit neuen Praxis-Erfahrungen kritisch zu hinterfragen ("aufzuheben" in einem Hegelschen Sinn).

Die bisher zusammengetragenen Inhalte habe ich ins Dorfwiki verlegt.


Ein Kommentar zu http://keimform.de/2012/was-will-die-keimform-theorie/ von Uli Weiß, der dort zunächst nicht angezeigt wird.

Lieber Uli Weiss, ich weiß nicht, ob du hier überhaupt mitliest, dennoch ...

Das Neue ist das gut vergessene Alte. Viele deiner Überlegungen zum Spannungsverhältnis zwischen dem Menschen als Gattungswesen und den individuellen Menschen, die im Zentrum deiner langjährigen Marxexegese zu Kommunismusvorstellungen stehen, finde ich auch im Klassiker "Jesuiten, Gott, Materie" von Georg Klaus. Auf das Buch wurde ich aufmerksam durch das Kolloquium zu seinem 100. Geburtstag Anfang Dezember in Berlin.

Für mich ist nach wie vor ungewiss, ob es überhaupt Verhältnisse geben kann, in denen mit einem gewissen Automatismus das "besondere Interesse zum allgemeinen, das allgemeine wirklich" werden kann, oder ob den Verhältnissen nicht immer Humanismus abgetrotzt werden muss, wie also die 10. Feuerbachthese in ihrem zweiten Teil genau zu verstehen ist ("der Standpunkt des Neuen ist die menschliche Gesellschaft oder die gesellschaftliche Menschheit" - ist dies als Synonym zu verstehen oder als zwei sehr disparate Momente von Ziel und Weg?).

Auf dem Georg-Klaus-Kolloquium wurde von mehreren Rednern betont, dass Georg Klaus vor allem als Erkenntnistheoretiker wichtig ist, womit wir schon mitten in der philosophischen Dimension der gerade aufgeworfenen Frage sind. Ist dieser "Standpunkt des Neuen" nicht auch, oder vielleicht sogar vorrangig, einer des "learn to think in a new way" (Potsdamer Denkschrift), der Gewinnung einer grundlegend neuen Perspektive, aus der "die Welt" unter die Form des Wortes zu fassen ist? Kommunismus wäre dann nicht ohne neue Naturphilosophie zu haben. Renate Wahsner hat dazu ein dickes Buch geschrieben und formuliert an anderer Stelle, dass »die tiefe Erkenntnis von Karl Marx, dass keine Philosophie, auch keine, die sich als Materialismus versteht, die Welt unter der Form des Objekts fassen darf, durch die Erkenntnis zu ergänzen ist, dass die Naturwissenschaft die Welt unter der Form des Objekts fassen muss«, denn »erst durch die Einheit beider Erkenntnisse erfahren wir, was Natur ist, ist der Begriff Natur bestimmt«. Dieser Spagat wird in der Wissenschaftstheorie seit vielen Jahrzehnten thematisiert (wenigstens seit den Dialogen von Prigogine und Stenger). Mich wundert, dass ein Philosoph diesen philosophischen Debatten keine Aufmerksamkeit schenkt.