HGG.2019-05
Die "verdrängte Klassenkategorie"
(Girschner 2017) unternimmt 15 Jahre nach (Gorz 2004) und gut 10 Jahre nach (Kurz 2008) in seinen "unangepassten Thesen über Ökonomie, Macht, Herrschaft, Klassen und Parteien" einen neuen Anlauf, die "Klasse der Wissensarbeiter" nun endlich auch begrifflich zu formen und in einem (allerdings sehr speziellen) linken Diskurs zu verankern. Dass diese – wie die "Stehkragen-Proletarier" und die "White Collars" – nichts anderes als (ihrer Lage wenig bewusste) Handlanger des Kapitals sind, versteht sich von selbst. Im Gegensatz übrigens zu den (ebenfalls angestellten) Managern, die in einem stringent ökonomisch fundierten werttheoretischen Verständnis auch zu den "Lohnarbeitern" zu zählen sind, wie ich in (Gräbe 2017) und (Gräbe 2019) genauer ausgeführt habe.
Spannend also vor allem die wiederum voluntaristische ökonomie-theoretische Basis, auf welcher die neue "Klassentheorie" entfaltet wird. Dass die Konstruktionen wenig mit den wirklichen Entwicklungen (in) einer hoch technisierten Gesellschaft zu tun haben, liegt auf der Hand, worauf bereits in (Kurz 2008) fundiert hingewiesen wurde. Dazu auch weitere Ausführungen in meinen unten genannten Aufsätzen.
Literatur
- Christian Girschner (2017): Die Verdrängung der Klassenkategorie im neoliberalen Zeitalter. Unangepasste Thesen über Ökonomie, Macht, Herrschaft, Klassen und Parteien. trend onlinezeitung, 2/2017
- André Gorz (2004): Wissen, Wert und Kapital. Zur Kritik der Wissensökonomie. Zürich, 2004.
- Hans-Gert Gräbe:
- (2019) Arbeitswerttheorie und technologischer Wandel. Berliner Debatte Initial, 1-2019, S. 94-104.
- (2018) Der Einzige und sein Eigentum. Zeitschrift f. Marxistische Erneuerung 115 (Sept. 2018).
- (2017) Arbeitswerttheorie und Maschinenfragment. Anmerkungen zu (Quaas 2016).
- Robert Kurz (2008): Der Unwert des Unwissens. Verkürzte „Wertkritik“ als Legitimationsideologie eines digitalen Neo-Kleinbürgertums. Version vom 03.09.2007. Veröffentlicht in Exit 5, 2008.
