Attac.DenkTankStelle.2016-02-15

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DenkTankStelle von Attac-Leipzig

Thema: Bitcoins und all das ...
Ort und Zeit: Mo, 15. Februar 2016, 19 Uhr im Café Grundmann

Ankündigung

Liebe DTSler,

Vielleicht ist die Eine oder der Andere neugierig geworden und hat Bedarf an weiteren Informationen? Ich habe deshalb einen Artikel aus einem Blog kopiert, den mir hgg gesendet hat und hänge ihn mal an. Vielleicht sollten wir dem Thema Bitcoins und Blockchain mal eine DTS widmen? Sicher wird das - zurechtgestutzt - irgendwann auch mal Zahnarztwartezimmerillustriertenthema, Bitcoins sind es wohl schon, und da schadet es nicht, wenn mensch zumindest ein wenig Ahnung hat.

Wenn es tatsächlich so ist, dass das System ermöglicht die Politik auszusperren, wie die Konzerne es ja handgemacht schon mit den Regeln bei den Freihandelsabkommen versuchen, dann sind wirklich alle gefordert, einschl. sächsische Hausfrau mit Nudelholz. Und lassen wir uns von niemanden einreden, wir wären zu doof, um die "Segnungen" zu verstehen.

Johannes, 02.02.2106

Prof. Gräbe wird eine Einführung machen. Er hat im Vorfeld einige Texte empfohlen (s.u.). Er schreibt weiter

Die Folien von Jörg Wittenberger zur Modellierung von rechtlichen Prozessen sollten sich die Teilnehmer vorher angeschaut haben.

Johannes, 05.02.2106

HGG meint: Das Ganze wird nur auf dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen um Bitcoin verständlich, etwa

und ist eine Lehrstunde für einen komplexen Geldbegriff.

Links:

HGG, 31.01.2016

Weitere Links:

Andreas

  • http://www.nzz.ch/finanzen/devisen-und-rohstoffe/devisen/steht-das-bitcoin-maerchen-vor-dem-ende-1.18685755
    • Denn in den vergangenen Wochen haben sich die seit längerem absehbaren Schwierigkeiten kulminiert, die sich aus dem Zusammenspiel zwischen einem für die Praxis untauglichen Währungskonzept und einer unausgegorenen technischen Konfiguration des Netzwerks ergeben haben.
  • http://www.btc-echo.de/glenn-hutchins-keine-blockchain-ohne-bitcoin-20160123-02/
    • Ein privates Hauptbuch verhält sich zur Blockchain wie das Intranet zum Internet. (…) das Intranet hatte im Rahmen der Kollaboration mit Kollegen durchaus Stärken, eine große Transformation konnte jedoch erst durch ein lückenloses world wide web erfolgen. Es macht Banken glücklich, über private Blockchains nachzudenken, da dies die Kosten für die Banken gering halten würde.
  • http://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Fachartikel/2014/fa_bj_1401_bitcoins.html
    • Die BaFin hat BTC rechtlich verbindlich als Finanzinstrumente in der Form von Rechnungseinheiten gemäß § 1 Absatz 11 Satz 1 Kreditwesengesetz (KWG) qualifiziert. Dies sind Einheiten, die mit Devisen vergleichbar sind und nicht auf gesetzliche Zahlungsmittel lauten. Hierunter fallen Werteinheiten, die die Funktion von privaten Zahlungsmitteln bei Ringtauschgeschäften haben, sowie jede andere Ersatzwährung, die aufgrund privatrechtlicher Vereinbarungen als Zahlungsmittel in multilateralen Verrechnungskreisen eingesetzt wird. Auf einen zentralen Emittenten kommt es hierbei nicht an.
    • BTC sind kein E-Geld im Sinne des Zahlungsdiensteaufsichtsgesetzes (ZAG), da es keinen Emittenten gibt, der BTC unter Begründung einer Forderung gegen sich ausgibt. Dies ist bei den digitalen Währungen anders, hinter denen eine zentrale Stelle steht (zum Beispiel Liberty Reserve). BTC sind auch kein gesetzliches Zahlungsmittel und daher weder Devisen noch Sorten.

Wolfgang:

Daniel:

  • http://www.nzz.ch/meinung/reflexe/grenzenlose-bevormundung-1.18607879
    • Die Währungshüter fragen sich unter anderem, ob die Zentralbank nicht eine eigene digitale Währung lancieren sollte. Bisher hat die Bank of England mehr Fragen als Antworten: Wenn digitales Zentralbankgeld weit verbreitet wäre, welche Auswirkungen hätte dies auf die Einlagen in Geschäftsbanken und das Bankensystem? Banknoten könnten durch die digitale Währung abgeschafft werden, was den Zentralbanken mehr Freiheiten in der Geldpolitik ließe.

Diskussion im Vorfeld

Ich stimme völlig zu, dass das Interessante an dem Problem nicht die Technik, sondern die Frage ist, wie wir als Menschen uns fühlen werden, wenn jede unserer "käuflichen" Lebensäußerungen durch eine globale Geldsupermacht überwacht und gesteuert wird. Der Kampf um eine Einheitswährung und gegen das Bargeld ist schon im Gange. So wie es heute selbstverständlich ist, in Echtzeit ungeheure Datenmengen an den globalen Börsen sekundenschnell zu verarbeiten, ist es kein technisches, sondern ein humanistisches Problem, ob wir uns von jeder individuellen Freiheit verabschieden wollen. Ich möchte jedenfalls in so einer Gleichheits- und Kommandowelt nicht leben.

Kornelia, 2.2.2016


Ich habe - möglicherweise und noch - eine andere, weniger pessimistische Auffassung von diesem "Anarcho-Geld". Neben dem Begriff "Freiheit" stellt sich die Frage danach, ob "Geld" als Institution unser Zusammenleben verändern kann - oder ob diese Institution immer unseren gesellschaftlichen Regeln unterworfen ist.

Sein bestimmt Bewusstsein.

-> Geld regiert die Welt
--> oder regiert doch die Welt (also wir) das Geld?

Hier noch zwei Artikel zum Verständnis und zur Bewertung:

Jana, 2.2.2016


Bezugnehmend auf den Satz

dass das Interessante an dem Problem nicht die Technik, sondern die Frage ist, wie wir als Menschen uns fühlen werden, wenn wie gesagt jede unserer "käuflichen" Lebensäußerungen durch eine globale Geldsupermacht überwacht und gesteuert wird.

Insofern ist es doch wichtig, sich zunächst mit der Technik zu beschäftigen, damit Fehlvorstellungen ausgeschlossen werden. Die Speicherung aller Transaktionen ist nicht automatisch gleichzusetzen mit "Überwachung" und erst recht nicht mit einer "Steuerung". Auch ist fraglich, inwieweit man von einer (Singular!) "Geldsupermacht" sprechen kann, wenn die Technik doch peer-to-peer-basiert ist.

Im ersten von Jana angeführten Link wird besprochen, dass diese Technologie dazu führen könnte, dass die Finanzinstitute komplett überflüssig werden. Vielleicht ist es aber gerade der von Kornelia angemahnte Datenschutz, der dies verhindert: Finanzinstitute könnten (wenn es denn die Technik erlaubt) als (Ver-)Käufer zwischengeschaltet werden, damit niemand aus dem Bitcoin-Datensatz herauslesen kann, wer genau sich die 1.000 leckeren Creme-Törtchen nach Hause bestellt hat und mit seinem erhöhten Cholesterin-Wert nun eine Gefahr für den Gesundheitshaushalt darstellt. ;-)

Ich bin gespannt auf das Thema! :-)

Maximilian, 2.2.2016


Geld ist ein Organisationsprinzip, ein gesellschaftliches Verhältnis aufgrund einer vor Jahrtausenden getroffenen Absprache darüber, wie man "gerecht" individuelle Produkte verschiedenster Hersteller tauschen kann. Sobald Absprachen allgemein angenommen und installiert sind, werden sie zur materiellen Gewalt und treten den Menschen als unabänderliche Institution entgegen, allerdings nur solange, wie die Mehrheit der Menschen diese Absprache mittragen. Geld selbst ist deshalb eine Chimäre, ein Wahn, denn kein Mensch kann beweisen, warum ein bestimmtes Bild so viel kostet und ein Schuh so viel. Beim Geldsystem ist das Problem, dass Bewusstsein zum Sein wurde, zur Diktatur, der wir uns beugen, weil sie uns sinnvoll erscheint. Doch in 100 Jahren wird kein Mensch mehr begreifen, weshalb sich Menschen wegen Geld, einem unbegreiflich anerkannten Äquivalent für selektive Macht über andre Menschen, gegenseitig überfallen und ermordet haben. Sie werden nicht mehr begreifen können, warum man für Geldgewinne die Natur vergiftet, Lebensmittel verbrennt und zugleich massenhaft Menschen verhungern lässt. Das Geldsystem ist irrational, zur Organisation der Selektion von Menschen nach ihrer Nützlichkeit und deshalb als Belohnungsprinzip für die Tüchtigen unerlässlich in einer Mangelwirtschaft. In der Überflussgesellschaft aber ist dieses Belohnungsprinzip einfach nur verbrecherisch.

Ja, wir regieren das Geld, weil wir dieses Selektionsprinzip tragen und begrüßen. Und deshalb lassen wir uns gern von diesem Prinzip regieren. Wir sind Opfer und Täter zugleich. Wir haben heute die technologisch-ökonomisch errungene Freiheit, eine alte Institution nicht mehr zu wollen, weil wir allen Menschen das Nötige zum Leben geben könnten, wenn wir wollten. Warum sollen wir uns einer Diktatur unterwerfen, die uns kaputt macht? Was haben Sie davon, wenn die Banken wegfallen und die globalen Geldströme durch Zentralsysteme weltweit "effektiv" vernetzt sind? Brauchen Sie das, dass Sie 3€ mehr haben als X und 5€ weniger als Y?

Aber gut, über so grundsätzliche Dinge werden sich die Menschen wahrscheinlich erst dann Gedanken machen, wenn überall in der Welt ein gutes Wohlstandsniveau erreicht ist und auch die Reichen begreifen, wie leer ihr Leben ist, wenn sie nur dem Geld hinterher jagen. Schlaraffen werden krank an der Leere werden, denn das Egoismusprinzip erledigt sich selbst, wenn niemand mehr verhungern muss.

Kornelia, 3.2.2016