Attac.DenkTankStelle.2015-11-16
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DenkTankStelle von Attac-Leipzig
- Thema: Mensch und Masse
- Ort und Zeit: Mo, 16. November 2015, 19 Uhr im Café Grundmann
Ankündigung
Menschenmassen überwinden Meere, Berge, Flüsse, Stacheldrahtzäune, riskieren Leben und Gesundheit, nur um zu uns zu kommen. Sie kommen vorwiegend aus Kriegsgebieten und erhoffen sich ein Leben, das unserem ein wenig ähnelt: Frieden, Arbeit, ein Dach über dem Kopf, auskömmliche Einkommen, eine Perspektive für die Kinder. Die Masse macht uns Sorgen, jeder Einzelne aber rührt uns, und wir möchten mit ihm teilen - zumindest viele von uns.
Menschenmassen bewegen sich Montag für Montag durch deutsche Städte, hauptsächlich aber Dresden. Sie skandieren feindliche und angstmachende Losungen gegen andere Massen, die ihnen vermeintlich Arbeit, Wohnung, Einkommen, Perspektiven streitig machen könnten. Auch diese Masse macht uns Sorgen: Jeder Einzelne aber könnte unser Nachbar sein, mit dem wir schon vernünftige Worte gewechselt haben, die freundliche Kassiererin, der hilfsbereite Hausmeister, die Oma über uns.
Wie kommt es, dass aus Individuen bedrohliche oder auch wirkungsmächtige Massen werden? Wissen Massen besser Bescheid als Regierungen? Gibt es eine »Schwarmintelligenz?« oder eher eine »Schwarmdummheit?« auch unter Menschenmassen? Wie geht mensch um mit Massen? Das Problem beschäftigt die Menschheit seit Anbeginn. Philosophen, Dichter, wie z.B. Ernst Toller mit seinem Stück: »Mensch und Masse«. "Nur wenige erkannten, dass der Kampf zwischen Individuum und Masse sich nicht nur draußen abspielt, dass jeder in seinem Innern Individuum und Masse zugleich ist. Als Individuum handelt er nach der als Recht erkannten moralischen Idee. Ihr will er leben, und wenn die Welt dabei untergeht. Als Masse wird er getrieben von sozialen Impulsen und Situationen, das Ziel will er erreichen, auch wenn er die moralische Idee aufgeben muss. Dieser Widerspruch ist heute noch für den politisch Handelnden unlöslich, und gerade seine Unlöslichkeit wollte ich zeigen." (Ernst Toller)
Elias Canetti ist wohl der Wichtigste aus der Neuzeit, der sich ein ganzes Leben mit diesem Zwiespalt beschäftig hat. Natürlich Marx und die Bestimmer der realsozialistischen Zeiten und viele mehr. Im Netz sind massenhaft Anregungen zu finden, um unsere individuellen Auffassungen zu stützen oder auch ins Wanken zu bringen.
Nun machen wir mal schön was daraus! Da noch ein Weilchen Zeit ist, könnte es ja vorher noch ein wenig hin und hergehen mit Tipps, spitzen Bemerkungen, Anregungen. Ein spannendes, aktuelles Thema, meint mit nachdenklichen Grüßen
Johannes, 31.10.2015