Attac.DenkTankStelle.2015-10-19
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DenkTankStelle von Attac-Leipzig
- Thema: Wert Ordnung
- Ort und Zeit: Mo, 19. Oktober 2015, 19 Uhr im Café Grundmann
Ankündigung
Da einige Teilnehmer am 5.10. und 12.10. nicht können, wurde ich gebeten, den Termin zu verschieben und evtl. auch das Lokal zu wechseln. Nach einigem Rückfragen und Überlegen verschieben wir den Termin, möchten die nunmehr vieljährige Tradition bei Grundmann aber nicht aufgeben.
Wie immer, wurde im letzten Moment das nächste Thema unordentlich aus den Ärmeln geschüttelt, und es hieß vieldeutig "Wert Ordnung". Nun machen wir mal schön was daraus! Da noch ein Weilchen Zeit ist, könnte es ja vorher noch ein wenig hin und hergehen mit Tipps, spitzen Bemerkungen, Anregungen. Denn ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht so recht, wo die Reise hingehen wird.
Mit nachdenklichen Grüßen
Johannes, 04.10.2015
Kleiner Impuls aus http://www.philosophie-woerterbuch.de/
"In der Neuzeit (A) hat der Ordnungsbegriff mehrere wesentliche Wandlungen durchgemacht. Er wird zunehmend aus dem starren hierarchischen Muster der Rangfolge herausgelöst und auf ein organismisches Modell bezogen, nach dem Ordnung auf dem Zusammenspiel mehrerer Glieder mit unterschiedlichen Funktionen basiert. Ordnung wird auch nicht mehr als eine primär von Gott gegebene Gliederung angesehen, sondern gilt als abhängig von einem Subjekt, welches die Ordnung erst erkennt oder als Erkenntnisprinzip einsetzt. Die entscheidende Folge ist, dass Ordnung nicht mehr als ein fraglos gegebener und immer gültiger Zusammenhang angesehen werden konnte, sondern als ein Arrangement, das stets neu zu schaffen ist. Im Bereich der sozialen Verhältnisse gibt es daher keine Ordnung mit unhinterfragbarer Gültigkeit mehr, was zur Kritik der bestehenden politischen Ordnung, zur Ausarbeitung konkurrierender Gesellschaftsmodelle und zu einem beständigen Zwang zur besonderen Begründung der Legitimation und Geltung der historisch gewachsenen Verhältnisse geführt hat.
In der modernen Debatte entstand eine Kontroverse zwischen den Anhängern des Ordnungsdenkens, die den Verlust stabiler Ordnungsformen in den modernen gesellschaftlichen Verhältnissen und den Schwund ihrer Legitimation mit der Forderung nach einer Stabilität in Gesellschaft und Staat verbunden haben, und den Theoretikern, die für Individualität und Freiheit eintreten und mit ideologiekritischen Einwänden gegen übermäßige Ordnungstendenzen argumentieren. Besonders die Analyse der Zwangsmechanismen in totalitären Staaten hat dieser Debatte in letzter Zeit neuen Aufwind gegeben."
Und für richtig schlaflose Nächte:
"Heisenberg sagt, dass es prinzipiell nicht möglich ist, gleichzeitig den Ort und den Impuls eines Teilchens beliebig genau zu bestimmen. (..) Diese Unbestimmtheit ist keine Unfähigkeit des Experimentators oder Unzulänglichkeit in der Entwicklung genügend genauer Meßmethoden, sondern ein prinzipielles physikalisch begründetes Naturgesetz.
Die Unbestimmtheitsrelation hat das Weltbild der Physik dramatisch verändert: Jede Prognose oder auch Erklärung basiert ja auf der Messung von Anfangswerten, von denen ausgehend vorausberechnet wird. Sind nun aber diese Anfangswerte immer schon prinzipiell ungenau, so muss dies auch die Prognose sein. Somit ist nicht mehr jeder physikalische Prozess vorhersagbar und vorherbestimmt(..). Die Abweichungen können durch Iteration sogar so groß werden, dass gar keine konkreten Voraussagen mehr möglich sind und das System sich vermeintlich chaotisch (Chaostheorie) verhält."
Beispiel: Wetterprognosen.
Jana, 06.10.2015
>Ordnung< ist ein menschengemachter Begriff, na klar, was sonst, und damit ein Versuch, sich in einer Art Annäherung das >Chaos< zu erschließen und nützlich zu machen. Wir merken also, dass wir uns wieder einmal die Chaostheorie mit dem Begriff >Ordnung< einhandeln. Warum auch nicht, ist es doch schon eine Weile her, dass wir uns darüber recht heftig stritten. Inzwischen ist es ruhig geworden, das Thema aus den Vorzimmerzeitschriften verschwunden, gute Voraussetzungen für eine neugierige Diskussion also. Je chaotischer und den alten Vorstellungen widersprechend sich die Welt zeigt, umso lauter wird der Ruf nach Ordnung tönen. Wir werden ihm immer häufiger begegnen und es ist gut, dass wir lernen zu unterscheiden.
Hannes, 06.10.2015
Das Universum ist immer geordnet, auch wenn (bzw. gerade weil) widerstreitende Kräfte und Interessen ständig die alte Ordnung umstürzen und ein vermeintliches Chaos erzeugen. So wie jeder Mensch seinen genau bestimmten Platz und seine Aufgabe hat, um im Kampf mit dem Fremden sich selbst und die Welt immer neu zu entdecken und zu erschaffen, so sind auch alle gesellschaftlichen Vorgänge gesetzmäßig gesteuert. Alles, jedes Extrem und jeder Wahnsinn hat seine Berechtigung und dient bis zum Erlöschen seiner treibenden Funktion der Höherentwicklung der Erkenntnis. Ein Zurück und ein Falsch gibt es nicht. Wir können uns nur vorwärts entwickeln, hin zur Toleranz des Fremden in dem Maße, wie wir unsere eigene Entfremdung von uns selbst überwinden. Das Geldsystem stirbt in dem Maße, wie wir uns selbst „egoistisch und rassistisch“ in unserer einmaligen Individualität lieben lernen und so die Fremden in ihrer Individualität nicht nur leben lassen, sondern ihnen uneigennützig geben und schenken können. Nur wer sich von Anderen abgrenzend selbst liebt, kann die Anderen lieben und beschenken, ohne sich selbst aufgeben zu müssen – eine Grundfähigkeit für den Kommunismus, die im heutigen „Chaos“ eingeübt wird.
Poetisch ausgedrückt:
Das Böse wird zum Guten,
sinnreich der Bosheit Wahn.
Blind peitschen sich die Ruten,
geführt von einem Plan.
Nichts geht der Welt verloren,
nichts nutzlos je geschieht!
Tagtäglich neu geboren
wird ein bewusstres Lied.
So lasst uns kämpfen, siegen!
So lasst uns stets verliern!
Den Weltenruhm wir kriegen,
weil alles wir riskiern!
Optimistisch wie immer
Kornelia, 07.10.2015