MINT.LeipzigerDiskurs

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Zyklus "MINT - Zukunft schaffen. Leipzig im Wandel"

Anliegen

"Milch kommt aus der Kaufhalle und Strom aus der Steckdose". Die angenehmen Selbstverständlichkeiten unseres Alltags setzen das nachhaltige Funktionieren einer technischen Infrastruktur voraus, die in engem Wechselverhältnis zu unseren natürlichen Lebensbedingungen einerseits sowie den rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen andererseits steht. In der öffentlichen Debatte kommt deutlich zu kurz, dass die Leistungsfähigkeit dieser Infrastruktur kein "Wünsch-dir-was" ist, sondern Ergebnis kreativen und sachverständigen menschlichen Handelns, wobei gerade auch verantwortlich wahrgenommener naturwissenschaftlich-technischer Sachverstand - unter dem Kürzel MINT für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik zusammengefasst - eine immer zentralere Rolle spielt.

Einer großen Stadt wie Leipzig mit ihrem umfassenden MINT-Potenzial kommt in der nachhaltigen Reproduktion der Leistungsfähigkeit einer solchen Infrastruktur eine besondere Bedeutung zu. Mit dem Vortragszyklus MINT - Zukunft schaffen. Leipzig im Wandel, einem Gemeinschaftsprojekt der Volkshochschule Leipzig, dem MINT-Netzwerk Leipzig und dem Netzprojekt an der Universität Leipzig, soll der Diskurs in der Stadtgesellschaft zu diesen wichtigen Zukunftsfragen befördert und dabei zwei Akzente besonders betont werden:

  1. der Diskurs soll stärker technische Aspekte von Zukunftsfragen im Spannungsfeld von MINT und Nachhaltigkeit thematisieren und
  2. der Diskurs soll sich stärker an einem bürgerschaftlichen Beteiligungskonzept orientieren, in dem sachverständige Leipzigerinnen und Leipziger mit interessierten mündigen Bürgern* über soziale und politische Rahmenbedingungen technischer Wandlungsprozesse in ihrer Heimatstadt und deren Umfeld ins Gespräch kommen.

* In Diskussionen zum "digitalen Wandel" und zur Internet-Gesellschaft wird immer wieder das Bild des mündigen Bürgers beschworen, so nicht zuletzt in der von SLM und Medienstadt Leipzig e.V. veranstalteten Expertendiskussion zum Thema "Netzcheck – der Bürger zwischen Grundversorgung und Superservice" am 07.02.2012 in der Leipziger Moritzbastei. Dort wurde vor allem deutlich, dass sich diese mündigen Bürger selbstbewusst in die sie betreffenden Angelegenheiten einmischen, Freiheit und Freizügigkeit gegen diskursive Schließungstendenzen verteidigen und vor allem dem eigenen "gesunden Menschenverstand" gegenüber den "Experten"-Meinungen vertrauen sollen. Dass jenen mit einer gehörigen Portion Skepsis begegnet werden sollte, hat schon der Leipziger Max Stirner in seinem 1846 bei Otto Wiegand erschienenen Hauptwerk thematisiert.

Die Gesprächsrunden in monatlichem Abstand gruppieren sich für ein Semester inhaltlich um ein gemeinsames Rahmenthema und stehen allen Interessierten offen. Ein Kostenbeitrag wird (von Außenterminen abgesehen) nicht erhoben.



Hinweis auf die Interdisziplinären Gespräche "MINT - Zukunft schaffen" im Neuen Senatssal der Universität Leipzig, Ritterstraße 26, die als stärker akademisch geprägtes Moment einer solchen Debatte um Zukunftsfragen bereits stattfanden oder geplant sind:

Diese ebenfalls vom MINT-Netzwerk Leipzig unterstützte Interdisziplinären Gespräche "MINT - Zukunft schaffen" stehen in der Tradition der Debatten an der großen Philosophischen Fakultät der universitas litterarum, unter deren Dach Philosophie und Naturwissenschaften noch vereint waren.

Hintergrund

Das 21. Jahrhundert ist zwar schon über zehn Jahre alt, aber die Wege in die Zukunft sind unklarer denn je. Vielfältige Krisen- und Wandlungsprozesse erschüttern die Gesellschaft. Stimmungen zwischen Euphorie und "Decline" prägen die öffentliche Meinung.

Es wird immer deutlicher, dass sich dabei Wandlungsprozesse auf sehr verschiedenen zeitlichen Ebenen überlagern

  • der sich seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts durch neue technische Möglichkeiten vollziehende Wandel von Kommunikations- und Vernetzungsstrukturen,
  • die Krise der Arbeitsgesellschaft bisherigen Zuschnitts, welche die gesellschaftlichen Strukturen des 20. Jahrhunderts in Ost und West geprägt hat,
  • die Krise der Industriegesellschaft, in der in den letzten 200 Jahren die Freude über neue technologische Möglichkeiten deren Janusköpfigkeit in den Hintergrund treten ließ,
  • die Krise eines diese Industrialisierung ermöglichenden modernen, auf "Verändern der Welt" orientierten Wissenschaftsverständnisses, das beginnend mit Galilei und Newton das bis dahin verbreitete holistisch-aristotelische Denken des "Erkennens der Welt" ablöste,
  • die Krise eines mehrtausendjährigen Lebensstils der Menschheit am Ende des "fossilen Zeitalters", der primär auf "Ausbeutung der Natur" ausgerichtet ist.

Wir stehen damit vor der Herausforderung, auf einen Pfad nachhaltiger Entwicklung im Einklang mit der natürlichen, kulturellen und sozialen Umwelt und Mitwelt einzuschwenken.

Jeder der genannten Krisen- und Wandlungsprozesse stellt dabei andere Momente von Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt. Während sich Wandlungen auf der Ebene der "digitalen Gesellschaft" bereits deutlich abzeichnen - auch wenn diese sehr spontan und durch die Akteure weitgehend theoretisch unreflektiert ablaufen - sind Lösungsansätze für die weiteren Krisen auf einer bereits politisierbaren Ebene nicht zu erkennen.

Die Antwort auf die Herausforderungen kann nur ein ganzheitlicher Wandlungsprozess sein, der global zu denken, aber lokal politisch zu gestalten ist. Hierfür ist das Zusammendenken und Zusammen-Denken bisher getrennt vorgetragener Argumente und Begründungszusammenhänge an einem gemeinsamen Ort unabdingbar. Dabei haben große Natur- und Technikwissenschaftler immer wieder wichtige eigene Akzente gesetzt, wie etwa

Diese spezifischen Akzente sind oft das Ergebnis der Synthese profunder Kenntnis moderner natur- und technikwissenschaftlicher Entwicklungen und der Wahrnahme der gesellschaftlichen Verantwortung als Wissenschaftler.

Mit der Initiative "MINT - Zukunft schaffen" der Bundesregierung wurde ein gesellschaftlicher Diskursraum mit bereits erheblicher Resonanz aufgespannt und doch zugleich nur auf ein oberflächliches Phänomen dieser Wandlungsprozesse abgestellt - den zunehmenden Mangel an Fachkräften im MINT-Bereich. Mit unserem Nachdenken über Zukunftskonzepte wollen wir uns in diesen gesellschaftlichen Diskurs einklinken und die Aktivitäten des MINT-Netzwerks Leipzig als lokaler Akteur der Bundesinitiative "MINT - Zukunft schaffen" um eine diskursive Facette bereichern.

Weitere Bezüge dieses Projekts sehen wir in den Bemühungen zur Profilierung einer Zukunftsakademie Leipzig, wo ebenfalls der Bedarf nach einem Diskursort deutlich wurde, an dem sich Leipziger Bürgerinnen und Bürger fundiert über die komplizierten gesellschaftlichen Wandlungsprozesse unserer Zeit informieren und austauschen können.

Wir verstehen unser stärker diskursiv geprägtes Projekt als Ergänzung zur Reihe Leipziger Gespräche an der Volkshochschule, in der bekannte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft zu Zukunftsthemen befragt werden, sowie zur Reihe Sonntagsgespräch an der Universität Leipzig als stärker akademisch geprägter Diskursort, an dem vor allem kritische Sozialwissenschaft zu Wort kommt.