Attac.DenkTankStelle.2018-08-13

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DenkTankStelle von Attac-Leipzig

Thema: Emotionale Intelligenz
Ort und Zeit: Montag, 13. August 2018, 19 Uhr im Restaurant MIO, Beethovenstraße 21

Ankündigung

nach 2x KI – Künstlicher Intelligenz – wurde vorgeschlagen, dass wir uns einmal über die Rolle von Emotionen austauschen. Da liegt es natürlich nahe, die Emotionale Intelligenz ins Spiel zu bringen. Auch deshalb, weil es in der letzten DTS einen richtig heftigen Disput zwischen denen gab, die schon von Berufs wegen sich mit der KI stärker auseinandersetzen mussten, und denen, so wurde es ausgedrückt, die auf die Meinungsmache von Leitmedien und Politik hereingefallen wären, auch in dieser Runde. Zu Ersteren gehören jene, die der KI eine zwar gewaltige quantitative Weiterentwicklung zusprechen, aber einen möglichen Umschlag in eine auch von Intuitionen, Emotionen, Bewusstsein, moralischen Werten angefüllten und gesteuerten KI, also quasi menschliche Intelligenz, verneinen. Aufschrei der Dialektiker: Noch nie was vom Umschlag der Quantiät in Qualität gehört?

Johannes, 16.07.2018

Anmerkungen

Ich empfehle allen, die Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele von. Ph. Blom zu Aufklärung und Angst zu lesen.

Gert, 28.07.2018

Lieber Gert,

eine schöne Rede! Doch, ganz ohne ironische Untertönchen, ehrlich! Und ich stelle mir die Gesichter derer vor, die sie in Salzburg anhörten und am Ende angemessen durch Applaus würdigten.

Und nun beginnt das darin angemahnte mutige Denken in mir zu rumoren, das ja keines ist, weil ich es sowieso nicht fertigbringen würde, da über die Holztreppe hinaufzustolpern auf die Bühne von Pegida in Dresden, wo mein Vorredner gerade die Massen provoziert hat, “Absaufen! Absaufen! Absaufen!” im Chor zu skandieren. Und sie lassen mich, winken den jungen Mann zurück, der mich am Sprechen hindern wollte. Wahrscheinlich hofften sie, dass da einer noch berichten kann aus einer Zeit, wo todesmutige Vierzehnjährige mit einer Panzerfaust Volk und Vaterland verteidigten. “Nein, liebe Verantwortliche, so alt bin ich nun auch wieder nicht.” müsste ich denen zurufen.

Ich blättere mein Manuskript auf und beginne:

“Liebe Bürgerinnen und Bürger, statt einer eigenen Rede, möchte ich sie mit einer vertraut machen, die gerade jetzt zur Eröffnung der Salzburger Festspiele gehalten wurde. Und bevor sie mich hier runterholen, sie handelt genau von dem, was auch sie hier bewegt. Von Angst vor dem Kommenden und vom Mut, sich den Problemen zu stellen.”

Und sie lassen mich, nicht lange, es beginnt unruhig zu werden. “Aufhören! Aufhören! Aufhören!” tönt es nun. Der junge Mann darf jetzt, nicht ohne dass man ihn gemahnt hat, vorsichtig zu sein, mich von der Bühne drängen. Am Rande der Kundgebung angekommen, notiere ich mir die eben Tête-à-Tête zugedachten Schimpfwörter in meinem Notizbuch, ich würde sie sonst vergessen.

Lieber Gert, Du verstehst, was ich mit dieser kleinen Groteske ganz ernsthaft sagen will: Die Salzburger Rede ist wie ein wichtiges Verkehrsschild, mit dem Mangel, dass es gerade noch so aus einem mit schmutzigen Wasser überfluteten Gebiet herausragt.

Oder?

Johannes, 29.07.2018


Kleiner Nachtrag zu "Künstlicher Intelligenz" (ich habe nicht wirklich verstanden, was ihr darunter versteht):

13. Interdisziplinäres Gespräch "Nachhaltigkeit und künstliche Intelligenz" am 13.7. 10-16 Uhr
http://www.dorfwiki.org/wiki.cgi?HansGertGraebe/LeipzigerGespraeche/2018-07-13

Hans-Gert, 29.07.2018


....und jetzt soll ich nun verstehen, was Du nicht verstanden hast, was wir unter Künstlicher Intelligenz nicht verstanden haben? Das verstehe ich nicht!

Spaß beiseite, lieber Hans-Gert. Das, was unter KI verstanden wird und wie es definiert werden sollte, ist generell noch im Fluss - wenn ich es richtig übersehe. Oder gibt es eine allgemein anerkannte Definition, die nicht sofort in Frage gestellt würde? Diskutiert wird darüber in den unterschiedlichsten Gruppen und Kreisen. In der Baubudenpause wie am familiären Frühstückstisch, an den Stammtischen, bis in die philosophischen Fachveranstaltungen hinein, und in den Medien sowieso. Auch wenn das Wissen und die Reflektionsmöglichkeiten sehr unterschiedlich ausgeprägt sind, ist das gut so.

Irgendwo dazwischen ist unsere DTS angesiedelt und hat sich redlich darüber gestritten, ob mit der Zunahme an Speicherpotenzial und Rechengeschwindigkeiten ein Zustand bei Maschinen erreicht werden könnte, der menschlicher Intelligenz gleichgesetzt werden könne. Einer Intelligenz, die sich nicht nur von Fakten und Kausalitäten speist, sondern auch von Millionen von Jahren an Erfahrungen der Evolution, die sich tief in unsere DNA eingeprägt haben. Und keinesfalls waren wir uns sicher, ob menschliche Intelligenz den Maschinen zu implantieren, erstrebenswert wäre. Gibt es doch Auffassungen, dass die Unfähigkeit kollektiven Handelns in Situationen höchster Bedrohung, wie z.B. der Klimakatastrophe, von diesen diffusen Erfahrungen herrührt. " Der Starke ist am Mächtigsten allein!" Schiller. Tell.

Deine Aussage, dass Du nicht wirklich verstanden hättest, was wir unter KI verstehen, enthält ja gleichzeitig die Annahme, dass wir zu einem Verstehen hätten kommen müssen, zumindest sollen. Dem ist aber leider nicht so.

Und so murmeln wir im Chor: "Sind so klug, als wie zuvor".

Und versuchen der Sache etwas näher zu kommen, indem wir die Emotionen mit ins Spiel bringen.

Johannes, 30.07.2018


Lieber Hannes,

du hast natürlich recht wie immer. Brödner wählte in seinem Beitrag zu unserem Interdisziplinären Gespräch in der Tat einen vollkommen anderen Zugang zur Thematik und selbst Mainzer, der vor zwei Jahren zum selben Thema unser Gast war, hielt einen anderen Zugang für tragfähiger. Und ich fragte:

Was also soll das Ganze und warum sollen menschliche Individualsubjekte auf einmal in den Wettstreit treten mit künstlichen Geschöpfen, die genau zu dem Zweck erdacht wurden, den angeborenen menschlichen Fähigkeiten in einzelnen Aspekten überlegen zu sein und damit menschliches Handlungsvermögen zu erweitern?

Wenn Verstehen nicht mehr euer Ziel ist, was dann?

Hans-Gert, 30.07.2018


"Wenn Verstehen nicht mehr euer Ziel ist, was dann?"

Das ist wohl unser Ziel. Aber nicht so, dass wir am Ende einer DTS das verstanden haben müssen, was wir uns als aktuelles Thema gestellt hatten. Gerade die KI tangiert so viele Bereiche, über die wir über die viele Jahre diskutiert haben. Und vielleicht fährt einer von uns erst am Ende seiner Tage nachts im Bett hoch und ruft: "Heureka! Jetzt hab' ich's verstanden." Und das kann noch dauern, hoffentlich.

Überfordert fühle ich mich, und sicher nicht nur ich, wenn die Diskussion auf einer sehr hohen, professionellen Ebene geführt wird, die Kenntnis spezieller Literatur und des Standes der Diskussion voraussetzt. Aber deswegen möchte ich nicht darauf verzichten, an unserem Stammtisch ein paar Etagen tiefer darüber mit unseren Mitteln zu reden. Verachtet mir die Baubuden und Stammtische nicht!

Johannes, 30.07.2018